Arm und Reich

31. August 2020

Wie oft beschweren wir uns darüber, dass wir eine bestimmte Sache nicht haben? Wie oft sind wir damit beschäftigt uns zu überlegen, was wir uns als nächstes kaufen wollen? Und wie oft vergleichen wir vielleicht unseren eigenen Besitz, mit dem von anderen Menschen? Unter Studenten wird oft von den „armen Studenten“ geredet, die sich doch kaum etwas leisten können. Aber was heißt es wirklich arm zu sein und warum ist Armut in einer soweit entwickelten Welt immer noch ein so großes Problem?

Was ist eigentlich Armut? Welche Arten von Armut gibt es?

Im Wesentlichen unterscheidet man unter drei Arten der Armut (nach http://www.armut.de/definition-von-armut.php von Bordbeck: Ökonomie der Armut) :

  1. Absolute Armut

Absolute oder extreme Armut bezeichnet nach Auskunft der Weltbank eine Armut, die durch ein Einkommen von etwa einem Dollar (neuerdings 1,9 US$) pro Tag gekennzeichnet ist. Auf der Welt gibt es 1,2 Milliarden Menschen, die in diese Kategorie fallen.

  1. Relative Armut

Von relativer Armut spricht man in Wohlstandsgesellschaften, in denen es absolute Armut praktisch kaum gibt, wohl aber eine arme „Unterschicht“ (neuerdings auch Prekariat genannt). Als relativ arm gilt hier derjenige, dessen Einkommen weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens (genauer: des Medianeinkommens) beträgt.

  1. Gefühlte Armut

Gefühlte oder auch sozio-kulturelle Armut lässt sich weniger an konkreten Einkommensgrenzen festmachen. Es ist mehr das Bewusstsein, das diese Art der Armut konstituiert. Sie betrifft diejenigen, die sich aufgrund ihrer allgemeinen gesellschaftlichen Ausgrenzung oder Diskriminierung als „arm“ betrachten oder Angst vor einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage haben bzw. in ständiger Angst vor Armut leben.

 

Die Bekämpfung der Armut wurde aus gutem Grund als erstes Ziel der Agenda 2030 festgelegt, denn sie stellt definitiv eine Schlüsselaufgabe am Weg zu einer weltweiten nachhaltigen Entwicklung dar – SDG 1: Keine Armut. Aufgrund dessen sind in der Agenda 2030 folgende Unterziele verankert:

  • Extreme Armut (weniger als 1,25 US Dollar pro Tag) beseitigen
  • Nationale Armutsquoten mindestens halbieren
  • Sozialschutzsysteme und –Maßnahmen sicherstellen
  • Zugang zu grundlegenden Diensten gewährleisten
  • Widerstandsfähigkeit erhöhen und Anfälligkeit verringern

Diese Ungerechtigkeit ist aber keinesfalls ein Zufall, denn Armut hat viele Ursachen. Beispielsweise der fehlende Zugang zu Bildung. Durch Bildung wird das Teilhabe in der Gesellschaft und auch die Bestreitung des Lebensunterhaltes ermöglicht und ist diese nicht vorhanden, so führt dies zum Ausschluss von Individuen und ganzen Personengruppen. Da oftmals auch kein ausreichendes Budget vom Staat aufgrund von hohen Schulden oder Korruption für eine umfangreiche Bildung vorhanden ist, müssen zunächst einmal politische Systeme verbessert werden. Familien, die in Armut leben, müssen mit dem Schulgeld für ihre Kinder unterstützt werden, sodass diese den Kreislauf von Armut unterbrechen können (Vgl Lerche, U.).

Beim Nachdenken über das Thema Armut ist mir jedoch aufgefallen, dass es sich keinesfalls um einen Begriff handelt, der von rein materieller Natur ist, sondern auch von geistiger. Sowie wahrer Reichtum nicht nur aus materiellen Gütern, Geld und Macht besteht, sondern auch die Freiheit ist, Entscheidungsfreiheit zu haben, vor allem in Bezug auf Bildung, Arbeit und auch auf den Wohnsitz. Ganz wichtig außerdem ist die Chance, sich selbst zu entfalten und zu verwirklichen.

Unser Ziel sollte daher sein, jedem Menschen einen Zugang zu ebendiesem Reichtum zu ermöglichen und unser Privileg dafür nutzen, uns für die Bekämpfung von Armut einzusetzen. Konkret heißt dass, sich seinem Privileg bewusst zu werden und zu erkennen, dass man durchaus etwas bewirken kann. Kleine Veränderungen wie fair-gehandelte Produkte oder Second-Hand Kleidung einkaufen, kann viel für die Menschen, die in der Herstellung beteiligt sind, verändern. Außerdem gibt es viele Organisationen, die sich beim Kampf gegen Armut einsetzen, bei denen man sich engagieren kann. (Beispiel: Compassion Deutschland https://www.compassion.de/)

Denn schon Jesus hat in Mk 10:25 gesagt: „Es ist leichter, dass ein Kamel durch das Öhr der Nadel gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingehe.“ Also sollten wir alle lernen etwas von unserem Besitz abzugeben, ob es materielles Gut ist, oder Zeit und Engagement. Denn bekanntlich ist sowieso alles besser, wenn man teilt.

Genau das durfte ich auch in meinem Freiwilligendienst mit CD erleben. Bei meiner Dienststelle in den USA und der Arbeit mit obdachlosen Menschen lernte ich, dass die Menschen, die am wenigsten haben, oftmals die Großzügigsten sind. Das zu sehen hat mich tief beeindruckt und ich hoffe, dass wir alle eine Scheibe von dieser Mentalität abschneiden können.

Liebe Grüße, Alexa (ehemalige Freiwillige in den USA, Botschafter*in)

CD-Botschafter*innen sind Teil der Rückkehrer*innen-Arbeit von Christliche Dienste. Zurückgekehrte Freiwillige wurden im Rahmen eines FEB-Projektes (Förderprogramm Entwicklungspolitische Bildung durch engagement Global) zu Themen der Nachhaltigen Entwicklung fortgebildet. Das Botschafter*innen-Seminar fand im März 2020 statt und bot, neben Themeneinheiten, Raum für Vernetzung und Austausch.

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