Glaube ganz rational?

17. September 2020

Blicke ich zurück auf die letzten Monate ist unheimlich viel passiert. Vor allem emotional. Sehr viele Veränderungen, in sämtliche Bereichen in denen ich mich bewege: Arbeit, Umzüge, Beziehung.

Neulich wurde ich gefragt, wie ich Gott gerade in dieser Zeit erlebe. Darüber musste ich nachdenken. Wenn ich versuchen würde, es in einem Wort zusammenzufassen, würde ich sagen: rational!

Im ersten Moment hört sich das ziemlich langweilig und grau an. Es klingt fast so, also ob meine Beziehung mit Gott auf der Kippe steht. Aber stimmt das?

Nee, stimmt nicht, stimmt überhaupt nicht!  Ist cool, dass schreiben zu können.

Klar, ich würde Gott gerne emotional spüren:  in Freude, in Trauer und allem was passiert. Aber ich erlebe Gott trotzdem, nur etwas anders als ich es bisher gewohnt war. Er begegnet mir als sicherer Hort, als gewohntes Zuhause, als Ruhe und Klarheit. Er versorgt mich gerade auf diese Art und Weise. Wenn ich es mir recht überlege, ist es genau das, was ich gerade brauche! Ich merke, aber dass diese Versorgung nicht automatisch passiert. Immer wieder muss ich mich aufraffen, in all dem Trubel an diesen inneren Ort der Versorgung zu kommen. Das fällt mir alles andere als leicht. Gerade weil ich Gott so gerne emotional „spüren“ würde. Trotzdem merke ich, dass ich gerade jetzt bei Gott „runterkommen“ kann. Diese Gedanken helfen wir dabei. Noch mehr Emotionen würden mir gar nicht gut tun, bei allem was gerade verrückt läuft auf dieser Welt. Gott versorgt mich mit genau dem, was ich brauche! Auch jetzt!

In diesem „Runterkommen“ werde ich stark mit mir selbst konfrontiert. Vor allem mit meinen Schwächen.  Ich habe das Gefühl, der Mensch ist immer auf genau das programmiert, was er gerade nicht hat. Beispiel aktuell:

Vor Corona: Es wäre so schön, mal Zeit zu haben, mal Ruhe zu haben!
Während Corona: Die Decke fällt mir auf den Kopf, ich kann mich nicht selbst beschäftigen.
#First-World-Problems.

Übertrage ich diesen Gedanken auf meinen Glauben, wünsche ich mir Gottes Gegenwart spüren zu können, wie bei einem guten Worship in der Gemeinde. Gänsehaut wäre schön, oder spüren, dass ich getragen werde, fest gehalten werde vom Vater der mich so liebt, wie ich bin.

Was mir geholfen hat, ist eine Predigt von Jeff Bucknam (https://northview.org/sleeping-in-the-storm/)  Dabei geht es in der Predigt im die bekannte Geschichte der Jünger im Sturm. Und Jesus schläft im Boot. Zwei Punkte haben mich sehr angesprochen:

  1. Jesus und seine Jünger geraten in einen heftigen Sturm! Und was macht Jesus? Er schläft seelenruhig im Boot, während die Jünger um ihr Leben bangen. Wir kennen die Geschichte. Manchmal scheint es so, als ob Gott schlafen würde. Schlafen in deinem Sturm?! Jesus schläft im Boot, das ist wahr. Aber was die Jünger damals nicht begriffen, Jesus ist Gott. Damit hatten sie Gott selbst im Boot! Gott war durch Jesus im Boot präsent, zu jeder Zeit. Jesus konnte in Mitten des Sturmes schlafen, weil er über die Gezeiten, und damit über jeden Sturm herrscht. Der Sturm macht ihm also keine Angst. Mit Gott im Boot, wird jedes noch so instabile Boot SICHER. Das Boot wäre nicht gekentert, es konnte nicht kentern. Gott macht das Boot sicher, aber er erwartet, dass du ihm vertraust. „Er sprach zu ihnen: Wo ist euer Glauben?“
  2. Wo suche ich nach Hilfe? Wo suche ich nach dem, was meine Sehnsüchte stillt? Der Psalmist schreibt in Psalm 121: Ich schaue auf zu den Bergen, woher kommt meine Hilfe? Ich dachte immer, er schaut hoch zu den Bergen, um Gott zu suchen. Und oben auf dem Berg thront Gott. Berg, hoch, Gott, Hilfe – ergibt Sinn, abgehakt fertig! Aber der Grund, wieso der Psalmist auf die Berge blickt, ist ein anderer. Altare für Götter wurde in dieser Zeit damals auf häufig auf Bergspitzen errichtet. Wenn er also schreibt, er blickt zu den Bergen, dann sucht er die Antworten bei den ganzen Göttern, die sich auf den Bergspitzen tummeln. Überall sucht er Hilfe, aber dort ist keine Hilfe. Meine Übersetzung: ich suche überall nach Hilfe, Erfüllung, jede Bergspitze kann für mich, für dich für etwas Eigenes stehen. Kann mir bestimmt kurzfristig helfen, aber ich werde von jeder dieser Bergspitzen fallen und wieder im Tal landen. Meine Hilfe ist auf keinem Berg. Meine Hilfe kommt vom Herrn, von Gott, von meinem Vater, der diese Erde geschaffen hat (und übrigens auch jeden dieser Berge!!!). Der Gott, der mein Beschützer ist, der nicht zulassen wird, dass ich falle und der niemals schläft. (Psalm 121, 2-3) Danke Gott!

LG Max (CD-Mitarbeiter)

Fotocredits: Marie-Helen (Rückkehrer*in)

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