Finanzielle Kürzungen treffen Christliche Dienste

26. Juli 2023

Ich schreibe diese Zeilen in einem Moment der Sorge. Aber ich schreibe, weil ich denke, dieses Anliegen ist nicht nur meines, sondern wird von vielen geteilt.
Ich frage: Ist es uns wichtig, dass junge Menschen die Möglichkeit haben, einen Freiwilligendienst zu machen? Ist es uns wichtig, dass auch junge Menschen mit eingeschränkten finanziellen Ressourcen diese Möglichkeit haben? Dann müssen wir handeln – auf politischer Ebene, aber auch in der eigenen Überlegung, wie wir solche Programme mit Spenden unterstützen.

Seit über 35 Jahren sendet Christliche Dienste – Mennonite Voluntary Service e.V. junge Menschen als Freiwillige ins Ausland. In den Einrichtungen von einheimischen Partnerorganisationen und Gemeinden bringen sich die Freiwilligen vor Ort ein. Vorbereitet und begleitet von CD-Mitarbeitenden, unter dem Motto „Gehet hin und lernet“, leben und dienen die jungen Menschen mit Geschwistern weltweit, bauen an Gottes Reich und kommen mit einem erweiterten Horizont zurück.

Die Erfahrungen in diesem Dienstjahr prägen und bewegen die meisten lange über das Jahr hinaus. Wir vom CD-Team können uns kein anderes Programm vorstellen, das junge Menschen so stark bereitet und bildet, sich weiterhin für andere zu engagieren und den Blick für soziale Gerechtigkeit zu schärfen. Solche jungen Menschen brauchen wir in unserer Zeit sehr dringend. Zwischen den lauten Stimmen des Populismus, der Angstmacherei, des Individualismus und Pessimismus brauchen wir Menschen, die bereit sind, solidarisch zu handeln und sich in der Gesellschaft einzusetzen. Durch einen Freiwilligendienst erleben junge Menschen wie groß die Schere zwischen Arm und Reich an unterschiedlichen Orten weltweit ist. Sie entfalten ihre Persönlichkeit und erleben eine Vertiefung im Glauben.

Im Juli 2023 wurden Kürzungen von 25 Millionen Euro im Bundeshaushalt in den geförderten Freiwilligendienstprogrammen FSJ, FÖJ und IJFD angekündigt (2024 von 120 Mio. auf 95 Mio.). Ab 2025 kommt eine weitere Kürzung von 15 Millionen dazu. In einer Zeit in der Preise steigen, im Ausland zum Teil viel mehr als in Deutschland, soll gespart werden.

Die Kürzungen treffen Christliche Dienste und andere Freiwilligendienste hart (siehe Grafik unten).

Um Organisationen wie uns zu entlasten, werden Regelungen eingeführt, durch die Entsendeorganisationen verlangen können, dass Freiwillige mehr Kosten tragen, beispielsweise Flugkosten oder Fahrtkosten zu Seminaren. Somit ist abzusehen, dass der früher hochgehaltene Wert der Inklusion für alle aufgegeben wird. Tendenziell werden es sich nur noch wohlhabendere Familien leisten können, ihren Kindern einen Freiwilligendienst zu ermöglichen.

Dieser Trend entspricht nicht der Haltung von Christliche Dienste. Die Förderprogramme hatten es uns ermöglicht jahrelang die Spendensumme, die von Freiwilligen erbeten wurde, bei 150 € pro Monat zu halten. Erst in den letzten Jahren mussten wir auf 200 € erhöhen. Ab 2024 steigt die Summe auf 250 €.

Damit wir weiterhin Freiwilligendienste anbieten können, brauchen wir entweder wieder mehr Unterstützung durch die Förderprogramme oder mehr Spenden von Unterstützenden. Oder beides!

Erfreulicherweise haben mehr als 95.000 Menschen die Petition zur Stärkung von Freiwilligendiensten unterschrieben. Somit kommt das Anliegen, doch mehr Gelder in Freiwilligendienste zu investieren, definitiv im Herbst auf die Agenda im Parlament. Ob Geld dafür freigegeben wird, bleibt offen. Es braucht weiterhin Menschen, die ihre Abgeordneten kontaktieren, und sie bitten, Gelder für Freiwilligendienstprogramme zu bestimmen. Eine Liste von Abgeordneten, die in entscheidenden Positionen sitzen, wurde von der Initiative #meinFIJerhalten (FIJ = Freiwilliges Internationales Jahr) erstellt.

Diese Woche wurde ich informiert, dass eine frühere Zusage von Fördermittel, bzw. Regel zur Kostenabrechnung nun doch anders interpretiert wird. In unserem Fall bedeutet dies eine Kürzung von 16.000 Euro zugesagten Mittel für 2023. Diese Einsparungsmaßnahme weitet eine durch Kostensteigerung entstandene Finanzierungslücke.
So benötigen wir noch dieses Jahr zusätzlich 36.000 € Spenden.

In den letzten 35 Jahren haben fast 2000 junge Menschen einen Freiwilligendienst mit Christliche Dienste gemacht. So viele Menschen wurden durch die Beziehungen im Ausland und hier in Deutschland bereichert. Wir sind sehr dankbar, dass hinter der Arbeit von CD viele Menschen stehen und uns in unterschiedlicher Weise unterstützen. Ich höre immer wieder von ehemaligen Freiwilligen und auch aus unseren Gemeinden, wie wichtig es ist, diese Möglichkeit für junge Menschen und für die Beziehungen mit Geschwistern weltweit, zu haben.

Wenn es uns wichtig ist, müssen wir dafür sorgen, dass die Arbeit weiterlaufen kann. Deshalb ist es mir wichtig, diese gravierenden Einschnitte in unserer Finanzierung mitzuteilen. Deshalb wage ich es unseren Gemeinden, einzelnen Menschen und Familien von ehemaligen Freiwilligen zu fragen, wieviel ist es euch wert? Seid ihr bereit, euch an Abgeordnete zu wenden? Seid ihr bereit, Christliche Dienste mit mehr Spenden zu unterstützen, damit diese Erfahrung weiterhin vielen jungen Menschen ermöglicht wird?

Megan Rosenwink (Geschäftsführerin)

 

Bildquelle: CD Freiwillige

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