Im CD-Team hören wir immer wieder, wie „unsere“ Freiwilligen in ihrem Auslandsjahr für ihr Leben lernen. Solche Lebenszeichen sind sehr erfüllend für unser Team und motivieren uns stark. Wenn junge Menschen im Dienstjahr persönlich und geistlich wachsen, kehren sie mit einem Erfahrungsschatz nachhause, durch den sie in unserer angespannten Gesellschaft einen Unterschied machen. Das gibt uns Hoffnung.
In folgenden zwei Beiträgen sieht man das eindrücklich. Sarah, Freiwillige in Kanada, reflektiert über „The Art of Listening“. Sie entdeckt und motiviert uns, wie lehrreich Zuhören sein kann. Veronica erlebt in USA den Wert und die Notwendigkeit eines einfachen Lebensstils – „Simple Living und Nächstenliebe.“
Sarah: „Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen und sehr viele Menschen sind bereit diese zu teilen, wenn man sich die Zeit dafür nimmt und die richtigen Fragen stellt. Man kann so viel von unseren täglichen Interaktionen lernen, wenn man diese bewusst eingeht.
Ich bin die meiste Zeit umgeben von Menschen mit krassen Geschichten, ehemalige Missionare aus der Kirche, Menschen, die die Welt bereist haben oder Kunden mit einem indigenen Background. Ich höre so viele Geschichten in meinem alltäglichen Leben. Einige inspirieren mich und andere brechen mir das Herz, aber trotzdem bin ich immer so geehrt, wenn Menschen mir so viel Vertrauen geben.“
Sarah schreibt: „Someone‘s story represents the heart of who they are“ Diesen Satz habe ich von einem Ehepaar gehört, das viele Jahre als Missionare gelebt hat. Es wurde ihnen wichtig, die Probleme, Träume und Hoffnungen von Menschen zu hören, die seit Jahren unterdrückt und nicht gesehen wurden und zu ihren Freunden geworden sind. Neil hat mir erzählt, dass Geschichten eine große Rolle in indigenen Kulturen spielen. Es ist der Weg, wie die ältere Generation ihre Weisheit an die junge Generation vermittelt.
Meine Ermutigung an dich ist, nutze die Zeit, um die Geschichten der Menschen um dich herum zu hören. Falls du, wie ich, in einer Umgebung voller älteren Menschen bist, ändere deine Einstellung und merke wie viel du von ihnen lernen kannst…“
Hören wir Veronica zu:
„Das große Thema Simple Living steht bei meiner Partnerorganisation im Vordergrund. Kleines Taschengeld und darauf zu achten, nicht mein erspartes Geld dazu zu nutzen, um mir die neuesten Schuhe zu holen oder jedes Wochenende in irgendwelchen Restaurants essen zugehen. Es ist tatsächlich manchmal schwieriger als gedacht, wenn du es gewohnt warst, vorher mehr oder weniger bedenkenlos unnötig Geld auszugeben. Doch wenn du mal in der Stadt Anchorage in Downtown umherschlenderst und all diese obdachlosen Menschen siehst, die bei -20 Grad ohne jeglichen Schutz auf der Straße kurz vor dem Erfrieren sind und sich mit ihren zusammengekratzten 2$ ein Busticket holen, um sich wenigstens 20 min aufwärmen zu können… Das ist hart und lässt dich deinen eigenen Lebensstil überdenken.
Ich arbeite in einer Suppenküche, somit werde ich dauerhaft mit dem Thema konfrontiert. Nicht nur die Menschen auf den Straßen, denen ich Essen aushändige, haben dramatische Vergangenheiten, auch der Großteil meiner Arbeitskollegen waren in der Vergangenheit obdachlos, inhaftiert oder sonstiges gewesen. Diese Menschen sind so unglaublich toll! Sie geben mir so viel, einfach nur durch ihre herzlichen Umarmungen oder ihrer Worte, die mich berühren. Die Suppenküche ist für manche von ihnen alles, was sie haben, sie besitzen nicht viel und geben dennoch so viel.
Dieses Thema fing stark an in meinem Kopf zu kreisen, als wir zu einer Mitarbeiter-Weihnachtsfeier von der Suppenküche eingeladen wurden. Das Ganze fand bei jemanden zuhause statt, in einer riesengroßen Villa mit Fensterblick auf den Pazifik. Alles dort sah so surreal aus, wie in einem Film. Wir genossen die Gesellschaft, das viele Essen, den schönen Ausblick, doch währenddessen hatte ich die obdachlosen Menschen in meinem Kopf, die draußen ums Überleben kämpfen. Heute sind wir am Feiern und am Montag arbeiten wir wieder in der Suppenküche, wo wir mit der Realität konfrontiert werden. Doch was ist nun die Realität? Unsere Realität verändert sich von Ort zu Ort, den Umständen und Menschen um uns herum entsprechend. Denn wir müssen uns nicht mit den Dingen beschäftigen, die gerade draußen auf den Straßen passieren oder am anderen Ende der Welt geschehen. Wir können einfach das Radio abschalten, wenn wir heute mal keine Lust auf schlechte News haben.
Wir sind nur Gäste auf dieser Erde, und von dem, was du dir kaufst, profitierst meist nur du selbst, aber wie schön ist es, dass wir die Möglichkeit haben, mit den Mitteln, die wir zur Verfügung haben, Menschen zu helfen. Menschen, die um das Überleben kämpfen. “Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.“ (Markus 10:45)“
Foto: Mugs