Erfahrungen und Beiträge von ehemaligen CD-Freiwilligen:
„Freundlichkeit gegenüber Fremden“
Wenn ich an das Thema „Freundlichkeit gegenüber Fremden“ denke, fallen mir hier im Rahmen meines Freiwilligendienstes in einem Gemeinschaftszentrum in Montréal viele kleine und große, bunte, herzliche Momente ein, die ein großes Mosaik bilden und mich so dankbar machen.
Ich kam als Neuling nach Kanada, der Englisch, Französisch und Spanisch nicht als Muttersprache spricht. Nichtsdestotrotz haben Menschen Geduld mit mir, wenn ich etwas nicht verstehe oder falsch ausspreche. Ich versuche Menschen auch so zu begegnen, wenn ich sie das erste Mal an der Rezeption treffe und wenn ich Englisch unterrichte. Man spürt: Hier ist ein Gemeinschaftszentrum, wo Menschen verschiedenster Kulturen und aus der ganzen Welt zusammen lernen. Ich sehe, dass Menschen aufeinander zugehen.
Woran ich mich erinnere sind Wertschätzung und Willkommen heißen, wenn Schüler brasilianische Schokoladenbällchen „Brigadeiros“ oder ein peruanisches Kartoffelgericht „Causa“ an der Rezeption vorbeibringen. Ich sehe Zusammenhalt, wenn sich Schüler verschiedenster Herkunft über die Kursinhalte hinaus unterhalten, zum Essen verabreden oder bei Bewerbungsprozessen helfen. Ich sehe Austausch und Bildung über dunkle Kapitel der kanadischen Geschichte, wenn Schüler im Literaturkurs über „Residential Schools“ und intergenerationelles Trauma der indigenen Bevölkerung lernen. Ich sehe eine Lehrerin, die aufgrund der Immigrationserfahrung ihrer Eltern ein Stück weit zur Integration von Neuankömmlingen beitragen will.
Ich werde die Gastfreundschaft, den Austausch und das Miteinander hier nie vergessen und ich denke, wir alle können einen Beitrag zu einem noch bunteren und wertschätzenderem Mosaik machen.
Verfasserin: Luisa T. (ehemalige CD-Freiwillige)
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„Von fremd zu vertraut“
Und dann bist du da.
Schaust auf fremde Farben in verschiedenen Formen
Und machst sie dir zu eigen.
Zum ersten Mal kannst du dir ein Bild von dir selbst zeichnen, ohne dass Menschen sich auf
dein altes Ich berufen.
Die Blicke auf dieses neue Bild sind freundlich.
Aber auch du siehst Menschen, die ihre eigenen Bilder mitbringen, begleitet von
verschiedensten Emotionen:
Du siehst Wut, Verzweiflung, Ratlosigkeit, Freude, Dankbarkeit.
Und oft bist du es, der dir Farbe in ihren Bildern neu aufleuchten lässt.
Ein neues fremdes Land ins ungewisse Abenteuer,
An Orte mit Kulturen, die sind nicht ganz geheuer,
Unser Glaube gab uns immer Power,
Sollten wir verfallen in die Trauer,
Einen Schatz im Himmel zu verdienen,
Indem wir unseren Nächsten lieben,
Sie lassen dich an ihrem Leben teilhaben,
und auch sie werden ein Teil von deinem.
Langsam wird dir klar, dass das Gelb, Grün, Blau um dich herum
nicht mehr fremd ist.
Dein Dienst ist dein Zuhause geworden.
Der Alltag schleicht sich ein.
Sicherheit wird zu Langeweile, und Aufregendes wird zur Sorge.
Alles wird ein wenig grauer.
Vielleicht verlierst du den Blick für das Besondere.
Doch dann schenkst du wieder ein helles, gelbes Lächeln,
und dir fällt ein, warum du hier bist.
Verfasserin: Ronja K. und Mitfreiwillige
Bild: Carlo R. (ehemaliger CD-Freiwilliger)